Seminar W20/21 | Holz

Jes Hansen & Robert Leiding


Eine Saluhalle für Kimitoön

Das Projekt der Saluhalle für Kimitoön schafft auf verschiedenen Maßstäben einen neuen Mittelpunkt für die Bewohner der Region. Inspiriert von den großen Saluhallen der finnischen Städte und zeitgleich beeinflusst durch die kleinen Hofläden und Landhandel der Region, schafft die Architektur eine Drehscheibe für eine neue Erzeugergemeinschaft auf der Insel. In dieser Gemeinschaft werden sich die Landwirte, Kleinerzeuger und private Erzeuger der Region zusammenschließen, um einen Austausch von Wissen und Erzeugnissen zwischen Mitgliedern der Erzeugergemeinschaft und den Bewohnern und Gästen der Insel zu schaffen. So wird eine zentrale Anlaufstelle für Erzeuger und Verbraucher in der Inselgemeinschaft geschaffen, der auch durch seine Lage an der 181 eine sehr gute Anbindung genießt.

Die Architektur der Saluhalle leitet sich dabei aus der ortstypischen Scheunentypologie ab. Zur Formherleitung wurde ein Scheunenvolumen – angelehnt an die vorherige Bebauung des Grundstückes – auf dem vorgefundenen Natursteinfundament platziert. Das entstandene Volumen wurde in Segmente zerteilt, um eine Struktur für die Marktstände und Nischen im Gebäude zu schaffen. Der Innenraum bildet sich über die Subtraktion der so entstandenen Schotten mit einem zweiten, etwas kleineren verdrehten Scheunenvolumen. Übrig bleibt nach diesem Verfahren das Tragwerk der Architektur und gleichzeitig das gestalterische Grundelement.

Der Parkplatz des Grundstücks an der 181, zwischen Waldflächen, Feldern und Hügeln durchsetzt mit Bauernhöfen und einigen kleinen Dörfern gelegen, wird über eine neugeschaffene Zufahrtsstraße erschlossen, welche auf der straßenabgewandten Seite des Gebäudes liegt. Unsere Architektur, die sich in diesen Kontext programmatisch und in seiner Erscheinung einfügt, wird ebenfalls über die straßenabgewandte Seite, zwischen den ersten beiden von insgesamt neun Schotten, erschlossen. Auf derselben Seite, zwischen der siebten und achten Schotte kann das Gebäude barrierefrei über eine Rampe erschlossen werden, über welche auch angeliefert wird. Man betritt einen großen, lichten Raum, der dem Kauf und Verkauf von bereits angesprochenen Erzeugnissen aber auch von Veranstaltungen kultureller und bildender Natur, wie Seminare, Kochkurse oder Musik-Events dient. Der Raum selbst ist durch fünfzehn Segmente strukturiert und aufgeteilt, von denen sich zehn im Innen- und fünf im Außenbereich befinden. Jeder Abschnitt ist durch transluzente Doppelstegplatten diffus belichtet, die anstelle von Glas verbaut werden. Die Segmente selbst sollen analog zur traditionellen Markthalle als Marktstände dienen. Auch bieten sie als Nischen die Möglichkeit einer Kaffeepause oder Raum für einen lokalen Stammtisch.

Innenräumlich wird die Materialatmosphäre der Architektur über die warmen Schichtholzelemente der Schotten geprägt und durch den geschliffenen Estrichboden kontrastiert. Gleiche Materialwirkung stellt sich beim Betrachten der Giebelseiten des Gebäudes ein. Die Traufseiten der Architektur werden von einem Zinkstehfalzblech geprägt, welches sich als Dachhaut und Fassade eine vollständige Gebäudehülle ausbildet. Gegliedert werden diese langen Seiten des Gebäudes über die ablesbaren Schotten und die Doppelstegplatten, welche einen diffusen Einblick in das Gebäude ermöglichen. Die Doppelstegplatten dienen gleichzeitig als Trägermedium für Beschriftung und lassen das Leben im Inneren nach außen strahlen. In der Nacht wird das Gebäude über höhenverstellbare Lampen in den Firstabschnitten der Teilungen und über Leuchtstoffröhren direkt hinter den Doppelstegplatten belichtet und entwickelt so eine Leuchtwirkung in die in Finnland zum Teil lange Nacht hinein.