Projekt Lang 2021 | Abgetaucht

Ricco Frank & Robert Leiding

Seebad am Schweriner See

Setzung & Programm

Wir schlagen einen unterteilten Baukörper vor, der sich durch seine einzelnen Bauvolumen gut in die bestehende Körnung des Stadtraumes eingliedert. Einzelne Funktionen sind dabei auch nach außen hin ablesbar und brechen mit der klassischen Bauweise eines Schwimmbades als massiger, kompakter Volumenkörper. Der Flache Gebäudeteil zur Stadtseite nimmt die Straßenkante auf und bildet durch seine versetzte Geometrie zwei städtische Plätze aus, die das Quartier beleben sollen und die neue Adresse darstellen. Ein Café, sowie Shop bespielen den kleinen Platz westlich des Foyers, Fahrradstellplätze und ein Sportfeld die östliche Flanke. Eine langgezogene Achse zieht sich als Rue Interieure vom Foyer bis zum Sonnendeck auf dem Schweriner See über das Grundstück und verbindet den Stadtraum mit dem Wasser und der Natur. Besucher des Frei- und Seebades können so das neue Gebäude erleben, ohne Eintritt für das Hallenbad bezahlen zu müssen. Ein Verwaltungsbereich, sowie die Umkleiden und Duschen für die Hallenbadbesucher gliedern sich hinter dem Eingangsbereich an. Die großen Volumenkörper des Spaß- und Sportbades bilden einen schützenden Rahmen für den Freibadbereich. Ein kleiner Baustein als Gelenk zwischen Hallenbad und Außenbereich, mit Nutzungen wie der Badeaufsicht, einem Vereins- und Mehrzweckraum, sowie dem Bistro, komplettiert das Ensemble des Werderseebades.

 

Gestalt

Die Gebäudeteile weisen alle eine einheitliche Fassadengestalt auf. Das Motiv des Rundbogens leitet sich aus der langen Tradition antiker römischer und griechischer Bäder ab. Diese waren ein Treffpunkt zum Austauschen, Diskutieren und Entspannen. Die Bewegung des Bogens begleitet den Besucher fast arkadenartig bei der Erschließung des Bades entlang der Achse. Diese Bogenstruktur löst sich zum Freibad hin in bloße Rahmen auf und begleitet die Badegäste bis hin zum Sonnendeck. Die Bewegung des Bogens lockert durch seine weiche Form die Stringenz der Baukörper auf. Die Längsseiten der Schwimmhallen nehmen diesen Schwung auf. Eine konkave Holzverkleidung bildet hier die Fassade nach außen ab. Die wellenartige Bewegung als Dachabschluss ergibt sich aus dem Negativ der Rundbögen. Die kurzen und geschlossenen Hallenseiten führen dieses Motiv und die konkave Form durch Schalungsmatrizen und feine Kanneluren im Beton fort. Sie wirken vor der Kulisse des städtisch anmutenden Ensembles des Werderseebades wie ein Vorhang vor einer Theaterbühne. Die klare Strukturierung der Gebäudeteile auf einem Achsraster von 3,5m bietet dem Besucher eine gute Orientierbarkeit, sowohl bei der Erschließung als auch innerhalb der Badebereiche. Durch den Niveauversprung zwischen Stadt- und Seeebene und die unterschiedlichen, zueinander versetzten Gebäudevolumen entsteht ein spannungsvoller Kontrast zwischen Ruhe-, Sport-, und Aktivbereichen, sowie Innen- und Außen, der den Besucher aus dem Alltag in eine eigene kleine Welt mitnimmt.

 

Konstruktion

Die rote Betonfassade stellt eine Kontinuität in ihrer Umgebung dar, die durch rote Klinkerbauten geprägt ist. Die rötliche Färbung des Betons wird möglich durch den Zuschlag der fein gemahlenen Klinker der abgerissenen Bestandsgebäude und finden somit eine nachhaltige Wiederverwendung. In den falchen GEbäudeteilen bilden Betonfertigteile vor einer bodentiefen Pfosten-Riegel-Fassade den Fassadenabschluss. Außenliegende Vertikalmarkisen ermöglichen eine Verschattung in den Sommermonaten. Stahlbetonstützen im Bereich der Fassaden und eine Brettstapeldecke bilden das Primärtragwerk. Eine extensive Dachbegrünung schließt die fünfte Fassade nach oben hin ab. Im Bereich der Hallen wird das Primärtragwerk durch Brettschichtholzträger ergänzt. Ein mit Hanfdämmung ausgefachtes Holzständerwerk bildet im Bereich der geschlossenen Fassadenbereiche oberhalb der Pfosten-Riegel-Konstruktion die Wärmehülle für die Schwimmhallen. Eine Unterkonstruktion aus quadratischen Bauholzlatten, die eine unterschiedliche Dimensionierung aufweisen, ermöglichen eine effiziente, sowie unkomplizierte Möglichkeit die konkave Vertikalschalung auszuformulieren. Druckimprägnierte, grün lasierte und gelochte Fichtenholzlamellen bilden die Außenhaut dieser Gebäudeteile. Beide Fassadenelemente zusammen verleihen dem Werderseebad eine repräsentative, unverwechselbare Präsenz im städtischen Kontext und bilden die neue Adresse an der Bornhövedstraße.